Um die Sparrate interpretieren und vergleichen zu können ist es wichtig, dass definiert wird von welchem Einkommen wir ausgehen – Brutto, Netto oder sonst eine Variante?
Um die Sparrate über geographische Grenzen und Einkommensklassen vergleichen zu können, leite ich die Sparrate vom Nettoeinkommen nach Steuern und Krankenversicherung ab.
Die Sozialversicherungen sind bereits vom Einkommen abgezogen, dadurch sind die Einzahlungen in die Pensionskasse nicht in der Sparrate enthalten und ich betrachte sie nicht als meine Ersparnisse.
Es wird sehr oft über die Sparrate gesprochen. Aber bevor man die Sparrate definieren, interpretieren und verstehen kann, muss man definieren von welchem Einkommen die Sparrate ausgeht und was dieses Einkommen beinhaltet. Um Äpfel mit Äpfel vergleichen zu können, werde ich im Folgenden das Einkommen und die davon abgeleitete Sparrate definieren. Die Idee hinter der Definition ist es, so allgemein wie möglich zu bleiben, damit ein Vergleich der Sparrate über geographische Grenzen und Einkommensklassen möglich wird.
Wir starten mit dem Bruttoeinkommen (BE), dann definieren wir das Nettoeinkommen (NE) von welchem dann das Nettoeinkommen nach Steuern und Krankenversicherung (NENSK) abgeleitet wird. Zum Schluss definieren wir dann noch das Nettoeinkommen nach Steuern, Krankenversicherung und Mietausgaben (NENSKM).
Die Unterscheidung von BE, NE, NENSK und NENSKM wird gemacht, da abhängig von Ländern gewisse Abzüge vor oder nach der Auszahlung des Lohnes gemacht werden. In Deutschland bspw. werden die Steuern direkt vom Lohn abgezogen bevor er ausbezahlt wird. In Frankreich hingegen wird der Lohn ausbezahlt und später erhält man eine Steuerrechnung welche man mit dem bereits ausbezahlten Lohn zu begleichen hat.
Bruttoeinkommen (BE)
Das BE enthält alle theoretischen Zuflüsse. Theoretisch weil das aktuell ausbezahlte Einkommen geringer sein kann da bereits gewisse Abzüge automatisch getätigt wurden.
Nettoeinkommen (NE)
Wir erhalten das NE nach Abzug der Sozialversicherungen wie bspw. Pensionskassengeleder and Arbeitslosengelder vom BE.
Nettoeinkommen nach Steuern und Krankenversicherung (NENSK)
NENSK wird bestimmt mit dem Abzug von Krankenversicherung und Steuern vom NE.
Nettoeinkommen nach Steuern, Krankenversicherung und Miete (NENSKM)
Die letzte Kenngrösse NENSKM erhalten wir indem wir die Kosten fürs Wohnen vom NENSK abziehen. Dabei macht es keinen Unterschied ob wir von Miete oder Hypothekarzins oder einer Amortisation sprechen. Den Betrag den es abzuziehen gilt beinhaltet Miete, Zinsen, Abzahlungen und Nebenkosten.
Eine kurze Zusammenfassung und Übersicht der Kenngrössen wird in der folgenden Tabelle gezeigt:
Beispiel | % of BE | % of NENSK | |
---|---|---|---|
Bruttoeinkommen (BE) | 5’000 | 100% | |
Sozialversicherungen | (500) | 10% | |
Nettoeinkommen (NE) | 4’500 | 90% | |
Krankenversicherung | (100) | 2% | |
Steuern | (1’400) | 28% | |
Nettoeinkommen nach Steuern und Krankenversicherung (NENSK) | 3’000 | 60% | 100% |
Miete (oder Hypozins, monatliche Abzahlung) | (1’000) | 20% | 33% |
Nettoeinkommen nach Steuern, Krankenversicherung und Miete (NENSKM) | 2’000 | 40% | 67% |
Alle anderen Ausgaben | (1’000) | 20% | 33% |
Ersparnisse (Sparrate) | 1’000 | 20% | 33% |
Persönlich finde ich die Kenngrösse NENSK die sinnvollste Zahl um die Sparrate schlussendlich vergleichen zu können. Abzüge wie Sozialversicherungsbeitrage, Steuern und Krankenkassenbeiträge unterscheiden sich in verschiedenen Ländern und abhängig von der Lohnklasse. Ausserdam hat man wenig bis gar keinen Einfluss auf ein mögliches Sparpotential bei diesen Abzügen.
Mein persönliches Beispiel:
- Sparrate Januar bis Mai 2018
- Vom BE: 23% Sparrate
- Vom NE: 26% Sparrate
- Vom NENSK: 48% Sparrate
Es geht überhaupt nicht darum die Sparrate nach oben zu korrigieren (schlussendlich hilft es mir wenig eine hohe Sparrate zu haben, ich will dass mein Geld für mich arbeitet und das Ergebnis wird nicht einfach besser nur weil die Sparrate höher ist 😉 ), sondern darum die Sparrate vergleichbar zu machen.
Mit den oben erwähnten Abzügen vom Bruttoeinkommen ergibt sich das Nettoeinkommen welches man unter seiner eigenen Kontrolle hat. Deshalb ist wohl die Sparrate abgeleitet vom NENSK die aussagekräftigste bzgl. Sparleistung eines jeden Einzelnen.
Jeder der bis anhin aufgepasst hat, hat womöglich bemerkt dass die Abzüge für die spätere Pensionierung nicht in der Sparrate miteingerechnet werden. Warum nicht? Üblicherweise kann man seine Pensionskassengelder nur beziehen, wenn man in Rente geht, also irgendwann zwischen seinem 60-igsten und 70-igsten Geburtstag. Wenn ich jedoch mit 45 Jahren bereits finanziel unabhängig bin, so bin ich nicht mehr abhängig von meiner Rente. Aus diesem Grund sind die Pensionskassengelder höchstens ein schöner Bonus in der Zukunft. Ausserdem, wer weiss wirklich wie es mit unserem Vorsorgesystem in den nächsten 15 bis 20 Jahren weitergeht? Deshalb ziehe ich es vor die Berechnung der Sparrate ohne Pensionskassengelder vorzunehmen.
Wie gefällt dir die Definition der Sparrate? Siehst du eine Möglichkeit diese zu optimieren? Oder hast du eine andere Sicht der Dinge – und warum? Lass es mich wissen, ich würde mich freuen.
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